An den folgenden neun Festivaltagen werden weitere multidisziplinäre Projekte und Konzerte zu erleben sein, die traditionelle Dualismen infrage stellen und neue, vernetzte Perspektiven präsentieren. Im Radialsystem feiert das Ensemble Nikel sein Festivaldebüt mit zwei performativen Konzerten: „Minor Characters von Jennifer Walshe und Matthew Shlomowitz untersucht als „Liederzyklus für das 21. Jahrhundert“, wie uns das Internet die Realität vermittelt. Die Komposition „limina“ von Mark Barden ist in Kombination mit dem Tanzsolo „Sensation 1“ der amerikanischen Choreografin Ligia Lewis als deutsche Erstaufführung zu erleben. „Drifting to the Rhythms at the Southeast of Nowhere“ von Nguyễn + Transitory wird diesen Winter in Thailand in Zusammenarbeit mit Tanzkünstler*innen aus Chiang Mai, Khon Kaen und Trang entwickelt. Das neue Werk des Berliner Duos bewegt sich durch verschiedene folkloristische Tanzformen aus dem südostasiatischen Raum – im Zusammenspiel mit experimenteller elektronischer Musik. Ebenfalls im Radialsystem begeht das in New York ansässige Perkussions- und Klavierquartett Yarn/Wire sein Berlin-Debüt mit vier Auftragskompositionen von Sarah Davachi, Jad Atoui, Clara Iannotta und Catherine Lamb.
Zwei Aufführungen in den Sophiensælen bringen Tierwelten auf die Bühne und verwischen Genregrenzen. In Ute Wassermanns „The Art of Camouflage“ interagieren die Performer*innen mit Resonanzen von giftgrün leuchtenden, wassergefüllten Aquarien oder erzeugen Mutationen zwischen menschlichen und amphibischen Stimmen. Darauf folgt das Musiktheater-Projekt „The Urban Tale of a Hippo” von Komponist Panayiotis Kokoras, Choreograf Andrius Katinas und Bühnenbildnerin und Lichtdesignerin Nanni Vapaavuori, das posthumane Zustände durch instrumentale und elektronische Klänge erforscht, aufgeführt vom litauischen Ensemble Synaesthesis.
Im Haus der Berliner Festsiele präsentiert die bereits als Ikone zeitgenössischer Musik gefeierte Komponistin und Vokalkünstlerin Joan La Barbara ein Programm mit eigenen Werken, die auf ihre einzigartige Weise die menschliche Stimme als facettenreiches Instrument erkunden. In die tieferen Schichten des Instrumentenapparats Schlagwerk begeben sich zwei aktuelle Kompositionen, die in großer Besetzung im Haus der Berliner Festspiele zu erleben sind: Das Werk „POETICA“ hat Chaya Czernowin für Steven Schick und Les Percussions de Strasbourg komponiert. Die israelisch-US-amerikanische Komponistin beleuchtet darin das Wesen perkussiver Klänge und zugleich die Kraft des Atems. Was passiert, wenn das Soloinstrument Schlagzeug vielfach multipliziert wird? Dieser Versuchsanordnung widmet sich Enno Poppe in seiner neuen Komposition „Streik“ für zehn Drumsets, ein Ausloten des Klang- und Erzählspektrums dieses besonderen Instruments, gespielt vom Percussion Orchestra Cologne.
Das komplette Festivalprogramm erscheint im Februar 2025